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1. Theil 3 - S. 54

1880 - Stuttgart : Heitz
54 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Jugendunterricht von den ersten Elementen bis zu den höchsten Stufen nach einem zusammenhängenden Systeme eingerichtet ward. Bald wußten sie sich aber auch bei den Höfen ausschließlich als Beichtväter und Gewissensberather einzuführen und sich mit be-wnndernswerthem Eifer und Takt auf Politik werfend, beherrschten sie bald als geistliche Beistände und gewandte Staatsmänner alle Cabinette. Sie waren alles, was man von ihnen verlangte und alles mit gleicher Virtuosität; die ganze Weltgeschichte hat kein Beispiel einer ähnlichen, conseqnenten und geistreichen Verfolgung eines einzigen Zieles an die Seite zu setz-eu. Später wurde der Orden (1773) durch Papst Clemens Xiv., einen der aufgeklärtesten Päpste, aufgehoben; aber wirklich meinte dieser auch damit sein Todesurtheil unterzeichnet zu haben, und als er bald darauf starb, glaubte man, daß Jesuiten ihn vergiftet hätten. Pius Vii. erneuerte den Orden 1814, und seitdem hat er mit der ihm eigenen Klugheit, Energie und Ausdauer offenbar und im geheimen große Macht und weit verbreiteten Einfluß wiedergewonnen. 90. Lukas Cranach, Albrecht Dürer und Hans Holbein. Ehe wir in der Geschichte jener Zeit weiter fortfahren, wollen wir bei diesem Kleeblatte berühmter Künstler stehen bleiben. Nicht allein die Wissenschaften hatten damals einen so ungemeinen Fortschritt gemacht, die allgemeine Gähruug der Geister war auch den Künsten förderlich gewesen, und wir sehen zu gleicher Zeit so ausgezeichnete Künstler hervortreten, wie die frühere Zeit sie nicht hatte hervorbringen können. Und diese drei Künstler waren zugleich auch als Menschen ausgezeichnet, ein Umstand, der zwar nicht zu den Ausnahmen gehört, aber doch dem menschlichen Herzen recht wohl thut, wenn man da, wo ein schöpferischer Geist mit kunstgeübter Hand herrliche Werke hervorbrachte, auch zugleich Güte des Herzens und Bildung des Geistes findet. ' Lukas Cranach war 1472 in Cranach, einer kleinen Stadt am Fuße des Fichtelgebirges geboren. Er hieß eigentlich Lukas Sünder, nahm aber, wie damals zuweilen geschah, den Namen seines Geburtsortes an. Sein Vater war Formenschneider und Kartenmaler; von ihm soll er den ersten Unterricht im Zeichnen erhalten haben. Von seinen früheren Lebensschicksalen ist eben so wenig

2. Theil 3 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg/ als Kind, wurde dann von seinem Oheim erzogen und nach den Lehrsätzen der böhmischen Brüdergemeinde unterrichtet. Man weiß nicht, wie es gekommen, daß er bald danach den Jesuiten in Olmütz übergeben wurde, die ihn dem katholischen Glauben zuführten. Nachdem sein Unterricht vollendet war, ging er in Begleitung eines jungen, reichen böhmischen Edelmannes und eines gelehrten Mathematikers und Astrologen auf Reisen. Er besuchte- Holland, England, Frankreich, Italien, und hier blieb er einige Zeit in Padua, wo er sich besonders mit Sterndeuterei (Astrologie) beschäftigte; denn damals glaubte man noch, aus dem Stande der Gestirne künftige Schicksale vorhersagen zu können. Ein schlauer Sterndeuter, der seinen Ehrgeiz merkte, machte ihm weiß, daß er noch zu sehr hohen Ehren gelangen würde, was freilich auch nachher zufällig eintraf. Dann ging er unter die Soldaten, machte einige Züge gegen die Türken mit, schloß sich bei dem Bruderzwiste zwischen Kaiser Rudolph Ii. und Matthias dem letztem an, und heirathete nach dem Frieden eine alte reiche Wittwe, Lucretia von Landeck, die nach vier Jahren starb und ihn dadurch, 31 Jahre alt, zum Erben eines ungeheuren Vermögens machte. Ein Jahr vor dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges zog er mit einem auf eigene Kosten geworbenen Regiments unter dem damaligen Erzherzog Ferdinand gegen die Venetianer, und da er sich sowohl durch Tapferkeit als durch Freigebigkeit gegen seine Offiziere, welche offene Tafel in seinem Zelte fanden, auszeichnete, so wurde er nach seiner Rückkehr vom Kaiser sehr ausgezeichnet. Er wurde zum Oberst ernannt, in den Grafenstand erhoben und erhielt den Kammerherrnschlüssel. Beim Ausbruch der böhmischen Unruhen erklärte er sich mit Eifer für die Sache des Kaisers und ließ seinen Vettern, die im böhmischen Heere dienten, sagen: er wolle sie dafür mit Prügeln und Ruthen tractiren. Abwechselnd lebte er auf seinen Gütern in Mähren ^nd Böhmen, in Prag und in Wien, wo er durch Aufwand die Augen aller auf sich zog, besonders nachdem er durch Ankauf vieler Güter der Geächteten sein Vermögen sehr vermehrt hatte. Auch nahm er an -dem Kriege lebhaften Antheil und stand zur Zeit der Schlacht am weißen Berge in Ungarn gegen Bethlen Gabor. Er vermählte sich mit der schönen Tochter des Geheimeraths Graf Harrach, der ein Liebling des Kaisers war, wurde bald darauf in den Fürstenstand und schon ein Jahr später zum Herzog von^Friedland erhoben. Seine Residenz nahm er in Gitschin. Jetzt machte er dem Kaiser

3. Theil 3 - S. 15

1880 - Stuttgart : Heitz
Melanchthon. 15 Vater verloren; da gab ihm der Großvater einen treuen und geschickten Mann zum Erzieher, bis er auf eine Gelehrtenschule kam. Hier machte er durch eisernen Fleiß so schöne Fortschritte, daß er schon im vierzehnten Jahre auf die Universität nach Heidelberg gehen konnte. Aber was dabei am meisten zu bewundern ist: er blieb der stille bescheidene Jüngling, der er gewesen war, bildete sich nichts auf sein Wissen ein und gewann dadurch Aller Herzen. Jetzt wurde er, weil seine ungemeine Kenntniß der griechischen Sprache ihm schon großen Ruf erworben hatte, von Friedrich dem Weisen auf die Universität nach Wittenberg berufen, noch nicht 22 Jahre alt, und zufällig war Luther seine erste Bekanntschaft. Bald wurden beide Männer die unzertrennlichsten Freunde. Nur der Tod hat dieses Band für die Erde aufgelöst. Dabei waren sie von ganz verschiedenem Temperamente, und man hat oft die richtige Bemerkung gemacht, daß die Verschiedenheit des Temperaments der Innigkeit der Freundschaft keinen Eintrag thut, sondern daß im Gegentheile Leute von ganz verschiedener Natur oft die allerbesten Freunde sind. War Luther überaus feurig, höchst kräftig, muthig vorwärts strebend, so war dagegen Melanchthon sanft, scheu und besonnen, und beider Männer hat sich die Vorsehung recht sichtlich bedient, das wichtige Werk der Reformation zu fördern, indem Luther die Bedächtigkeit des ruhigen Melanchthon anspornte und mit sich fortriß, Melanchthon dagegen die aufsprudelnde, oft unbesonnene Hitze Luthers mäßigte. *) Beide waren für Religion und Wahrheit gleich sehr erwärmt. Wer zählt den Segen, den diese beiden trefflichen Männer auf Erden gestiftet haben! — Luther pflegte ihn nie anders als „seinen Philipp", und dieser ihn blos „den Doctor" zu nennen. Ungeheuer war der Zulauf, den beide Männer in ihren Vorlesungen hatten: Melanchthon hatte manchmal an 2000 Zuhörer; so drängten sich die Jünglinge damals nach Wittenberg, durch den Ruf der beiden großen Männer herbeigezogen. Gern hätte Luther geschwiegen und blos seinem Amte gelebt; aber seine Feinde ließen nicht nach, und reizten ihn unaufhörlich durch heftige und spöttische Schriften. Er blieb ihnen keine Ant- *) Luther selbst sagt darüber: „Melanchthon fährt säuberlich und still daher, bauet und pflanzet, säet und begeußt mit Lust, nachdem Gott ihm gegeben seine Gaben reichlich. Ich dagegen muß diemötze und Stämme ausreuten, die Pfützen ausfüllen und bin der große Waldrechter, der Bahn brechen und zurichten muß."

4. Theil 3 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. beiden vorigen ist von diesem zu sagen; aber nicht immer ist das ein Zeichen einer löblichen Regierung. Er hat von 1576—1611, also 35 Jahre, aber keineswegs glorreich regiert. Und doch war er ein kenntnisreicher Herr und hatte großes Interesse für Wissenschaft und Künste. Aber diese hatten seinen Geist nicht wahrhaft durchdrungen, sonst hätte er nicht so abergläubisch sein können. Seine Lieblingswissenschaft war die Astrologie oder Sterndeuterei; denn es war damals fast allgemeiner Glaube, daß man aus dem Stande der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen könnte. Auch beschäftigte er sich häufig mit der Alchymie oder der Kunst, Gold zu machen. Stundenlang konnte er Uhrmachern und andern mechanischen Künstlern bei ihrer Arbeit zusehen, und störte man ihn dabei mit Regierungsgeschäften, so konnte der sonst so gutmüthige Mann so zornig werden, daß er den Leuten alles, was ihm zuerst in die Hände kam, an den Kopf warf. In seinen Pferdeställen konnte man ihn täglich oft finden; denn seine Pferde zu besehen, machte ihm vieles Vergnügen. So war der Mann, der Deutschland regieren sollte, und zwar das vielbewegte, zu einem Bürgerkriege geneigte Deutschland. Zum Unglück war er noch obendrein streng römisch-katholisch,*) und die Jesuiten hatten also recht leichtes Spiel, ihn zu harten und unduldsamen Maßregeln gegen die Evangelischen zu bewegen. Die letzteren gaben dazu freilich auch Veranlassung. Maximilian Ii. hatte ihnen, wie gesagt, freie Religionsübung im Oestreichischen bewilligt, und damit hätten sie sollen zufrieden sein. Aber einer ihrer Prediger, Opitz, war so unklug, von der Kanzel herab über den Glauben der Römisch-Katholischen herzuziehen. Dies wurde ihm zwar untersagt, aber die Jesuiten benutzten den Vorfall, um den Kaiser zu bewegen, daß er den evangelischen Gottesdienst in seinen Erbstaaten ganz verbot und die evangelischen Geist, lichen aus dem Lande wies. Zu den damaligen kirchlichen Bewegungen gehört auch der Uebertritt des Kurfürsten Gebhard von Cöln, aus dem Hause Truchseß von Waldburg, zur evangelischen Kirche (1583). Er war ein junger Mann von 30 Jahren und hatte die schöne Gräfin Agnes von Mansfeld, die in Cöln ihre Schwester besuchte, kennen gelernt. Er glaubte, ohne sie nicht leben zu können, und *) Seine Mutter war so bigott, daß sie sich nach Spanien begab, um in einem Lande zu leben, wo es keine Ketzer gäbe.

5. Theil 3 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Tycho de Brahe. Nikolaus Copernikus. 145 er den berühmten Astronomen Tycho de Brahe in seinem Dienst hatte. Dieser merkwürdige Mann war 1546 in Schonen, dem Theile von Schweden geboren, der damals zu Dänemark gehörte, und hatte sich schon von seinem 14. Jahre an mit aller Wißbegierde auf Sternkunde gelegt, obgleich er diese Lieblingsneigung anfangs nur heimlich verfolgen konnte, weil sein Vater durchaus verlangte, daß er die Rechte studiren sollte. Nachdem er sich auf deutschen Universitäten gebildet hatte, kehrte er nach seinem Vaterlande zurück und machte sich zuerst dadurch bekannt, daß er einen Stern von ungewöhnlicher Größe, den man srüher noch nie gesehen hatte und der 16 Monate am Himmel stand, beobachtete und beschrieb. Auch der König von Dänemark, Friedrich Ii., wurde nun auf ihn aufmerksam und schenkte ihm, um ihn in Dänemark festzuhalten, die im Sunde gelegene kleine Insel Hw een, wo er ihm eine Sternwarte, Uraniborg, erbaute. Hier arbeitete der fleißige Mann 21 Jahre lang, und bald sprach man in ganz Europa von seinem Ruhme. Nur ist zu verwundern, daß er bei seinem großen Fleiße dennoch Vorurtheileu huldigte, deren Ungrund er, sollte man meinen, bald hätte erkennen müssen. Er bildete sich nämlich ein, daß die Erde unbeweglich fest stände, und daß sich um dieses Sternchen das ganze Weltgebäude drehte, nämlich zuerst der Mond, dann die Sonne mit den sie umkreisenden übrigen Planeten, hinter ihnen zuletzt die Fixsterne. Nachdem sein Gönner, der König gestorben war, berief ihn Kaiser Rudolph Ii. zu sich, damit er ihm aus den Sternen wahrsage. Er erbaute ihm eine schöne Sternwarte in Prag, die noch heute steht, unweit des kaiserlichen Schlosses auf dem Hradschin. Aber er lebte hier nnr vier Jahre; da starb er plötzlich, nach einer erhaltenen Einladung zu einem böhmischen Großen, über der Tafel, 1603. Ihm verdanken wir also die richtige Kenntniß der Bewegung der Gestirne nicht. Dies Verdienst hat Nikolaus Eopernicus, der 70 Jahre vor ihm lebte, dessen Belehrung aber Tycho keinen Glauben schenkte. Eopernicus wurde 1473 in Thorn geboren, stubirte in Krakau Mathematik und Astronomie mit großem Eifer, dann eben so in Bologna und Rom, wo man ihn zum Professor machte und gern behalten hätte, wenn et; nicht vorgezogen hätte, nach Frauenburg zu gehen, wo er Domherr war. Hier war es, wo er seine großen Beobachtungen der Gestirne anstellte und, der erste unter allen Astronomen, den wahren Stand derselben erkannte, Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 10

6. Theil 3 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann a Gray's Tod. 95 Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones. Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung

7. Theil 3 - S. 352

1880 - Stuttgart : Heitz
352 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und mit den Wissenschaften sich zu beschäftigen. Er hat 38 verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Sie sind aber in französischer Sprache geschrieben, welche der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu seiner Zeit wohl der Fall; allein selbst da, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland, Goethe und bald auch durch Schiller, einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Concert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders Morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasirend, im Zimmer auf- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten Sachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr großen Einfluß auf sein Gemüth gehabt. Sie stimmte seine Gefühle zur Sauftmuth und Milde, und diesen trefflichen Einfluß äußert sie gewiß auf alle, die besonders sanfte und rührende Melodien lieben. Nichts beruhigt, nächst der Religion, den Kummer der Seele und die Stürme der Leidenschaften mehr als Musik. Auch bei Friedrich zeigte sich das recht deutlich; denn als er seit seinem 67. Jahre aufhörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empfindlicher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei ihm die große Ordnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Thätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh auf; im Sommer zu der Zeit seiner Reisen, schon um 2 Uhr, und ging dann gleich an seine Arbeiten. Entweder saß er allein an seinem Arbeitstische, oder die Eabinetssecretaire statteten ihm über ine Tages vorher eingegangenen Sachen Bericht ab. Dann ging es auf die Parade, die er nie versäumte. Nach derselben ritt er spazieren, ertheilte Audienzen, schrieb Briese oder las.' Schlag 12 Uhr, seltener um 1 Uhr, ging er zur Tafel, wobei er immer m der besten Laune war; denn hier hatte er immer Männer von Verstand und Kenntnissen bei sich, mit denen er sich französisch unterhielt. Meist sprach er selbst. Nach Tische unterschrieb er die Schriften, die indessen seine Räthe und Secretaire ausgearbeitet

8. Theil 2 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Justinian. Tribonian. Seidenbau. 5 Gewiß ist, daß er mit vor Kummer über die vielen Kränkungen starb. Von Justinian ist noch zu bemerken, daß er die schöne Sophienkirche in Constantinopel aufbaute, die noch steht und jetzt die Hauptmoschee der Türken ist. Schon Constantin hatte eine Sophienkirche erbaut; aber sie brannte ab. Da machte sich Justinian an's Werk, eine neue, noch prachtvollere bauen zu lassen, an welcher bis in's sechste Jahr täglich 10,000 Menschen arbeiteten. — Ueberhaupt zeigte Justinian großes Interesse für kirchliche Angelegenheiten und richtete hauptsächlich sein Bestreben darauf, die Einheit und Lauterkeit des Glaubens zu schützen. Besser gelang es ihm, die politischen Fractionen nieder zu schlagen. Nach den Farben der Wagenlenker in der Rennbahn (Hippodrom) hatten sie sich in die Grünen und Blauen getheilt, deren gegen-, fettige Erbitterung durch die leidenschaftliche Aufregung der Wettfahrten immer neuen Zunder erhielt. Justinian war von Anfang an ein Blauer: seine Gunst gegen diese Partei trieb die andere zu offenem Aufruhr, der beinahe die ganze Hauptstadt in Asche gelegt hätte. Als der Kaiser dem Unwesen Einhalt thun wollte, wandten sich beide Parteien gegen ihn und es kam sogar zur Wahl eines Gegenkaisers. Der Aufstand erreichte eine solche Ausdehnung, daß Justinian, an der Rettung verzweifelnd, seine Getreuen um sich versammelte und entfliehen wollte. Nur die Kaiserin Theodora behielt entschlossenen Sinn. Mit kraftvollen Worten forderte sie ihren Gemahl auf, doch lieber ehrenvoll unterzugehen, als die Flucht zu ergreifen. Da faßte auch der Kaiser wiederum Muth. Noch einmal ließ er den Belisar mit seinen Veteranen gegen die Rebellen anrücken, der Sieg wurde errungen, aber 30,000 Menschen verloren das Leben, und auch die ältere Sophienkirche war, wie erwähnt, ein Raub der Flammen geworden. (Nikaaufstaud.) Das verdienstvollste Werk Justinians ist die Sammlung aller bis dahin erlassenen Gesetze für das römische Reich, eine Arbeit, welche hauptsächlich durch den Fleiß und den Eifer des berühmten Rechtsgelehrten Tribonian in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu Stande kam (das Corpus Juris). Ferner ist er der erste, welcher den Seidenbau in Europa eingeführt hat. Schon die Römer zu den Zeiten des August kannten seidene Kleider; aber man mußte sie aus China mit großen Kosten beziehen, und nur sehr reiche Frauen konnten sie bezahlen; Männer trugen sie anfangs gar nicht,

9. Theil 2 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. viele Töne durch die Gurgel aus, und ein Schriftsteller jener Zeit sagt, so wie sie groß am Leibe wären wie Berge, so donnerte auch ihre Stimme brausend daher, und wenn sie im Gesänge Uebergänge machen oder den Ton aushalten wollten, so stießen sie die harten Töne mit solchem Geprassel heraus, daß es klänge, als wenn ein Lastwagen über Steine rasselte, so daß das Ohr und Gefühl erschreckt würde. Daher verschrieb sich Karl aus Italien geschickte Gesangmeister, die seine Franken unterweisen mußten. Einmal kam ein fremder Geistlicher an seinen Hof und stellte sich beim Gottesdienste auf das Chor, ohne zu wissen, daß hier nur die Sänger stehen durften. Nun begann der Gesang; da er aber nicht singen konnte, so schwieg er weislich still. Da gab ihm der Gesangmeister einen Stoß mit dem Stabe, daß er singen solle, und nun sahen sich alle nach dem fremden Manne um, der vor lauter Angst den Mund aufsperrte und alle Geberden eines Singenden machte, ohne aber einen Laut von sich zu geben. Darüber lachten nun erst recht die Mitsänger, und alle sahen nach ihm hin, wodurch die Verlegenheit des armen Mannes immer mehr wuchs, so daß er in die Erde hätte sinken mögen. Endlich bemerkte es Karl, winkte, daß man den Mann in Ruhe lassen möchten, ließ ihn nach geendigtem Gottesdienste zu sich kommen und schenkte ihm für die ausgestandene Angst einiges Gold, rieth ihm aber, nicht eher wieder sich unter die Sänger zu mischen, als bis er singen könnte. Es.ist schon gesagt worden, daß er erst als König schreiben lernte, und wirklich ist zu bewundern, woher der Mann, der bald an der Weser, bald in Ungarn und bald in Rom war, so viele Zeit zu wissenschaftlichen Beschäftigungen gewonnen habe. Aber erholte nicht nur selbst vieles Versäumte wieder nach, sondern ermunterte auch andere zu gelehrten Arbeiten und zog tüchtige Männer, wo er sie nur fand, dazu an seinen Hos. Die deutsche Sprache war seine Lieblingssprache. Lateinisch sprach und Griechisch verstand er auch, und das alles hatte er erst spät gelernt. Auch gab er den Monaten und Winden zuerst deutsche Namen. Die ersten nannte er Wintarmanoth, Hornung, Lenzinmanoth, Ostarmanoth, Wnnnenmanoth, Brachmanoth, Heuvemanoth, Aranmanoth (Erntemond), Herbistmanoth, Weinmanoth, Windamanoth, Heilagmanoth (heiliger Monat). Er machte selbst den Versuch, eine deutsche Sprachlehre zu schreiben, die aber leider verloren gegangen ist, ließ die alten Gedichte von den Thaten der Könige und Helden aus der Vorzeit sammeln, und hatte immer eine Schreibtafel bei

10. Theil 2 - S. 65

1880 - Stuttgart : Heitz
Otto Ii. Otto Iii. \ 65 auf, aber es war ein feindliches. Der griechische Capitain erkannte ihn: „Bist du nicht der Kaiser?" — „Ja!" sprach er, „ich bin es. Höre aber, was wir zu thun haben. In dies Land mag ich nicht wieder kommen, aber nach jenem italienischen Hafen (Rofsano) fahre mich; da ist meine Frau und all mein Geld; wir wollen sie abholen und daun nach Constantinopel fahren, wo mich der Kaiser gewiß als Freund aufnehmen wird." Zugleich versprach er eine reiche Belohnung. In der Nähe des Hafens ließ er Anker werfen und schickte einen Diener ans Land, um, wie er sagte, das Lösegeld zu holen, eigentlich aber, um seiner Frau von seiner Lage Nachricht zu geben. Die Frau und seine Freunde kamen sogleich ans Ufer, ob sie ihn vielleicht befreien könnten. Er aber stürzte sich ins Meer, und rettete sich glücklich durch Schwimmen aus das Ufer. Jetzt wollte er dem Schiffer die Belohnung schicken, aber dieser war so bestürzt, daß er gleich auf und davon fuhr. Ehe Otto ein neues Heer ausgerüstet hatte, starb er (983), erst 28 Jahre alt, in Rom. Er hinterließ ein dreijähriges Söhnchen, welches die Fürsten dennoch unter dem Namen Otto Iii. (983—1002) als König anerkannten. Ihn leitete seine Mutter Theophania, und als diese acht Jahre darauf starb, seine Großmutter Adelheid, während der Erzbischof tfott Mainz (Willigis) die Regierungsgeschäfte versah. Otto wurde von der Mutter selbst und von den vorzüglichsten Gelehrten seiner Zeit (Gerbert, dem nachmaligen Papste) trefflich unterrichtet, und brachte es wirklich in den Wissenschaften recht weit. Aber es machte ihn auf sein Wissen eingebildet; er nahm griechische Sitten an, verachtete die Gewohnheiten der Deutschen, und wollte, daß diese sich nach ihm bilden sollten. Ueberhaupt machte sich das neue geistige und wissenschaftliche Element, welches von Otto I. an in Deutschland eingeführt worden war, jetzt immer mehr geltend, und seit Theophania nach Deutschland gekommen war, fand ein reger Verkehr zwischen beiden Kaiser-höfen statt, welcher für die deutsche Cultur von Wichtigkeit ward. In der Kirche war man beschäftigt, die Reste des klassischen Alterthums neu zu beleben, wie denn z. B. eine Nonne zu Gandersheim unweit Goslar, Hroswitha, die Lustspiele des Terenz durch Unterlegung geistlicher Stoffe neu bearbeitete. Indeß fing man auch an, der Landessprache die lange Zeit versagte Pflege angedeihen zu lassen. Während man dieselbe zu Karls des Großen Zeiten noch gar zu gerne ganz aus dem kirchlichen Leben verdrängt Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. ' 5
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